Wie funktionieren Aktien? So wirst du Aktien verstehen

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

7. Juli 2019

Du willst Aktien verstehen? Du fragst dich: „Wie funktionieren Aktien überhaupt?“

Eine Aktie ist ein Unternehmensanteil. Um einem Laien etwas zu erklären, würde diese Definition sicherlich ausreichen.

Aber wie funktionieren Aktien genau? Was steckt hinter einer „Aktie“?

Wir wollen Aktien verstehen und mit Aktien handeln, deshalb müssen wir tiefer in die Materie eindringen. Die Kenntnis über unseren Handelsgegenstand ist an der Börse unerlässlich.

In den letzten Jahren haben sich viele Anleger in große finanzielle Schwierigkeiten gebracht, weil sie gar nicht wussten, mit was sie handeln. So schade dies auch für die Betroffenen ist – wir machen das Beste daraus und lernen aus diesen Fehlern.

Ich möchte Begriffe verständlich definieren und möglichst ohne viele Fachbegriffe. Wichtig ist mir jedoch auch, zu vermitteln, was denn wirklich von Relevanz ist.

Klar kann jeder die Definition von beispielsweise „Nennwertaktien“ googlen und bei Wikipedia nachschlagen, aber spielt diese Information für unsere Investments überhaupt eine Rolle?

Ich versuche stets den Praxisbezug zu wahren und wichtigem von unwichtigem zu trennen, vor allem aber jedem eine umfassende Kenntnis von Aktien im Allgemeinen zu vermitteln.

Vielleicht mag manch einer denken: „Warum erzählt er mir das, wenn das doch eh unwichtig ist?“ Der Grund ist ziemlich simpel: Wir müssen alle wichtigen Begriffe klären, weil diese sonst früher oder später zu Unklarheiten führen würden.

Zudem ist es ebenso wertvoll, zu wissen, welche Informationen man ausblenden kann, wie zu wissen, welche man berücksichtigen muss. Also, lass uns anfangen – lass uns endlich die Aktien verstehen.

Wie funktionieren Aktien?

Formal gesprochen ist eine Aktie ein verbriefter Anteil an einem Unternehmen. Daher wird eine Aktie auch als „Anteilsschein“ bezeichnet. „Verbrieft“ bedeutet, dass dieser Unternehmensanteil so gestaltet ist, dass er gehandelt werden kann.

Die Aktie ist also ein Bruchteil des Grundkapitals eines Unternehmens.

Auch die entsprechenden Gesellschaften haben bestimmte Bezeichnungen. So werden die Unternehmen, die ihr Grundkapital in Aktien zerlegen und dies wiederum verbriefen, als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) oder klassischerweise als Aktiengesellschaft (AG) bezeichnet.

Entschließt sich ein Unternehmen zu dem Schritt, Aktien herauszugeben, wird dieser Vorgang Emission genannt. Im Laufe der Jahre kann es durchaus dazu kommen, dass ein Unternehmen neues Kapital benötigt. Dies führt zu einer sogenannte Kapitalerhöhung, bei der dann neue Aktien des Unternehmens herausgegeben werden.

Theoretisch und auch praktisch werden Aktien an einer Wertpapierbörse, aber auch außerbörslich gehandelt.

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Aktionäre ihr Geschäft nicht publik machen wollen oder sie mit Produkten handeln, welche so speziell sind, dass sie nicht massentauglich handelbar an einer Wertpapierbörse wären.

Wir konzentrieren uns hier jedoch auf die Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden.

Wie entsteht eigentlich ein Aktienkurs?

Der Aktienkurs ist der Preis, den du für einen Aktienanteil zahlen musst. Und wenn du Aktien verstehen willst, musst du auch verstehen, warum ein Aktienkurs sich in welche Richtung bewegt.

Der Kurs einer Aktie wird einzig und allein durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, also wollen mehr Menschen eine Aktie kaufen als verkaufen, steigt der Kurs der Aktie.

Möchten mehr Menschen die Aktie verkaufen als es Käufer gibt, also übersteigt das Angebot die Nachfrage, sinkt der Kurs wieder. Ein steigender Kurs bedeutet für uns also eine positive Rendite, also einen Gewinn.

Möchte man die Frage „Wie funktionieren Aktien?“ ganz kurz beantworten, so ist das die Antwort: Die „Magie“ hinter den Aktien entsteht durch den Aktienkurs – der einfach nur durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird.

Das Deutsche Aktieninstitut hat im Rahmen einer Studie das sogenannte Renditedreieck veröffentlicht. Je nach Anlagehorizont sind dort die möglichen Renditen durch eine Investition in den DAX abgebildet.

Der Unterschied zwischen Nennwert- und Stückaktien

Aktien werden weiter in ihrer Art unterschieden, weshalb Aktie nicht gleich Aktie ist.

Beispielsweise unterscheiden sich Aktien in der Hinsicht, welchen Anteil am Unternehmen sie verbriefen. Nennwertaktien verfügen über einen Nennwert, welcher für diese Aktie festgelegt wurde und den Anteil am Unternehmen darstellt.

Das Gegenstück dazu stellen die nennwertlosen Aktien dar, welche gemeinhin als Quotenaktie oder auch Stückaktie bezeichnet werden. Diese haben, wie der Name es schon sagt, keinen festen Nennwert und werden oft mit dem Zusatz „o. N.“ versehen („ohne Nennwert“).

Der Wert solcher Aktien definiert sich, indem man das Grundkapital durch die Anzahl der emittierten Aktien teilt, sodass ein prozentualer Anteil errechnet wird.

Mit diesen Begriffen solltest du durchaus vertraut sein, sie sind aber größtenteils von formaler Bedeutung. Daher verzichte ich auf womöglich nur verwirrende Berechnungsbeispiele. Wenn du es trotzdem genauer wissen möchtest hast du hier eine erste Anlaufstelle.

Heutzutage sind die meisten Aktien ohne aufgedruckten Nennwert, da beide Rechnungen auf das Gleiche hinauslaufen. Der prozentuale Anteil ist jedoch einfacher und praktischer zu berechnen.

Der wichtige Unterschied zwischen Stamm- und Vorzugsaktien

Eine weitere Unterscheidung findet bei den Stimmrechten statt. Diese solltest du unbedingt kennen, wenn du die Funktionsweise von Aktien verstehen willst und letztendlich investieren willst.

Die sogenannten Stammaktien schließen das Recht ein, welches dem Aktionär erlaubt, auf der Hauptversammlung des betroffenen Unternehmens abzustimmen. Dabei stellt eine Stammaktie jeweils ein Stimmrecht dar.

Die Hauptversammlung findet einmal jährlich statt, auf welcher über die Situation des Unternehmens informiert wird. Der Vorstand wird mit Fragen bombardiert und bspw. die Dividende wird festgelegt.

Die Inhaber von Vorzugsaktien verzichten auf dieses Stimmrecht. Dies wird allerdings attraktiv entschädigt – in Form einer in der Regel höheren Dividende. Auch im Falle einer Insolvenz können Vorzugsaktien gegenüber den Stammaktien besser gestellt sein.

Her mit den Unternehmensgewinnen: Die Dividende

Die Dividende ist ein Teil des Gewinns, den ein Unternehmen erwirtschaftet, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Da Dividenden ein komplexeres Thema sind, als man zuerst glaubt, werde ich diesem noch ausführlichere Artikel widmen.

Ganze Strategien (sogenannte Dividendenstrategien) bauen auf die gezahlten Dividenden auf.

Die Dividende ist als Bezahlung dafür zu sehen, dass man dem Unternehmen Geld leiht. Deshalb wird man an dem Gewinn beteiligt wird, den ein Unternehmen mit dem geliehenen Geld erwirtschaftet.

Die Dividendenrendite wird ganz einfach errechnet: Dividende geteilt durch den Aktienkurs. Dadurch erfährst du, wie viel Prozent deines investierten Kapitals du als Gewinnausschüttung erhältst.

Beispiel: Unsere Aktie hat einen Kurs von 80€ und es wird eine Dividende von 4€ ausgeschüttet. Demnach liegt die Dividendenrendite bei 5% (4€ / 80€).

Das Risiko, das du als Aktionär trägst

Okay, soweit haben wir Aktien verstanden. Aber was muss ich noch beachten, wenn ich in Aktien investieren möchte?

Als Aktionär, also als Besitzer einer oder mehrerer Aktien, zählt man zu den Eigenkapitalgebern eines Unternehmens. Das Gegenstück dazu stellen die Fremdkapitalgeber dar. Das sind beispielsweise Besitzer von Anleihen oder Banken, welche den Unternehmen Kredite gewähren.

Die Fremdkapitalgeber haben die Eigenschaft, dass sie eine feste prozentuale Rendite auf ihr eingesetztes Kapital bekommen: Einen Zins. Das Ganze ähnelt einem Kredit von der Bank.

Ihr Vorteil: Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens, also der Insolvenz, werden sie bevorzugt behandelt. Damit haben sie eine bessere Chance auf die Rückzahlung ihres Geldes.

Der Eigenkapitalgeber, also der Besitzer einer Aktie, trägt also ein höheres Risiko als der Fremdkapitalgeber.

Der Vorteil, der daraus jedoch entsteht, ist der in der Regel höhere Gewinn, den ein Aktionär aus seinem eingesetzten Kapital zieht. Dies findet in Form von Dividenden oder einem steigenden Kurs seiner Aktie statt.

Das ist das, was die Aktien wirklich interessant macht: Wir haben von Natur aus bessere Chancen auf einen höheren Gewinn aus unserer Geldanlage.

Unsere Aufgabe ist nun: Wir wollen uns von gefährlichen Unternehmen, die in die Insolvenz stürzen könnten, möglichst fernhalten, um diesem Nachteil des Eigenkapitalgebers nicht zum Opfer zu fallen.

Wenn wir in ausländische Unternehmen investieren müssen wir folgendes beachten: Sollte das Unternehmen bspw. in den USA ansässig sein, unterliegen wir auch dem Wechselkursrisiko. Unser Aktienkurs kann also – sowohl positiv als auch negativ – von dem Euro – US-Dollar Wechselkurs beeinflusst werden.

Aktien verstehen: Das Fazit

Ich hoffe, ich konnte dir auf verständliche Art und Weise zeigen, wie Aktien funktionieren, Begriffe klären, Prioritäten vermitteln und die Fragezeichen in deinem Kopf beseitigen.

In dem Artikel Grundlagen des Investierens: Die Börse erkläre ich Dir, wie du die Gebühren bei einem Aktienkauf und -verkauf herausfindest und an welchem Börsenplatz ein Anfänger seine Aktien handeln sollte.

Selbstverständlich ist dieser Artikel vorwiegend an die Anfänger gerichtet (und hier erfährst du mehr zum Thema Aktien für Anfänger), die die Welt der Aktien verstehen wollen. Für jeden, der sich intensiver mit Aktien und der Börse auseinander setzt, müssen diese Begriffe aber in jedem Fall klar sein.

Das sind sie jetzt – da bin ich optimistisch. 🙂

Die Eingangsfrage war „Wie funktionieren Aktien?“. Deshalb habe ich hier noch einmal die wichtigsten Fakten für dich zusammengefasst, damit du Aktien verstehen kannst:

  • Aktie = verbriefter Unternehmensanteil
  • börsennotierte Unternehmen heißen AG (oder KGaA)
  • Die Herausgabe von Aktien heißt Emission
  • für uns ist nur der Aktienhandel über regulierte Börsen relevant
  • Nennwertaktien verbriefen einen bestimmten Geldbetrag (Nennwert) einer Aktie, Stückaktie stellt Anteil unter allen emittierten Aktien dar -> die Unterscheidung ist für die Investition irrelevant
  • Stammaktien beinhalten ein Stimmrecht, Vorzugsaktien haben hingegen i. d. R. eine höhere Dividende
  • Dividende = Beteiligung des Aktionärs am Gewinn
  • Aktionär fungiert als Eigenkapitalgeber und hat damit Nachteile im Falle einer Insolvenz, als Entschädigung aber theoretisch höhere Renditen

Zusätzliches Wissen bekommst du hier im kleinen Aktien-Crashkurs.

Bildquelle: „First Trust Company Building Albany.jpg“ von Matt H. Wade (bearbeitet), lizensiert unter CC BY-SA 3.0

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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  • Hallo! Ich habe zwei Fragen als jemand, der neu in der Aktienwelt ist: ich verstehe das ganze Prinzip anteil am Kapital des Unternehmens und dem Handel an der Börse inkl. Angebot und Nachfrage…. Aber: wenn die Aktien zu einem Preis auf den Markt kommen vom Unternehmen, und das Unternehmen dann das bezahlte geld pro aktie einnimmt: worin liegt der sinn in einer Dividenden Zahlung? Mein geld für die Ausgabe der aktien (als Unternehmer) habe ich erhalten, was interessiert mich der zukünftige Kurs? (Abgesehen von Mehrheitsbeteiligungen natürlich).
    Zweite Frage: was bringt mir ein Anstieg des Wertes der Aktie an der Börse? Ich habe mein geld pro aktie bei der Ausgabe eingenommen, wenn danach damit gehandelt wird und der Preis Pro Aktie steigt oder fällt: wieso interessiert mich das von der Unternehmensseite?

    Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar!

    Gruß g.

    • Hallo,

      zur ersten Frage: Das Unternehmen ist ja, sobald es an die Börse geht, nicht mehr allein Eigentum vom Gründer, sondern von allen Aktionären. Unternehmen arbeiten i.d.R. für den oder die Eigentümer – vorher war es dann der Gründer, nach dem Börsengang sind es die Aktionäre. Die Aktionäre haben dann ja auch über die Hauptversammlung die Möglichkeit, die Unternehmenspolitik mitzubestimmen. Wenn es dann als sinnnvoller erachtet wird, dass das Unternehmen Geld ausschüttet, als dass dieses im Unternehmen verbleibt (bspw. wenn Investitionsmöglichkeiten fehlen), ist es das aktionärsfreundlichste, wenn die Gewinne ausgeschüttet werden.

      Zur zweiten Fragen: Das ist tatsächlich nur sekundär relevant. Es können aber bspw. Aktienoptionen der Mitarbeiter, gerade aus der Führungsetage, am Aktienkurs hängen. Außerdem gibt es Vorteile bei der Reputation (bspw. schlägt sich der fallende Aktienkurs der Commerzbank mittlerweile auch auf die Wahrnehmung der Privatkunden nieder) und bei der Aufnahme von neuem Kapital, wo dann bspw. Kredite mit niedrigeren Zinsen aufgenommen werden können oder eine Kapitalerhöhung leichter fällt.

      Ich hoffe, dass das deine Fragen klärt!

      Beste Grüße
      Jannes

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