Der kaum bekannte Trick, mit dem du deine Geldanlage verbesserst

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

12. Juni 2017

Unzählige Menschen befassen sich damit, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um in eine Aktie zu investieren.

Soll man lieber noch zwei Monate warten, um dann günstiger einzusteigen? Oder wird die Aktie dann schon teurer sein?

So viel Zeit und Mühe wird also für den richtigen Kaufkurs investiert – und das sorgt dann dafür, dass Emotionen das Handeln steuern.

Das führt zu Fehlern – kostspieligen Fehlern. Dabei kannst du sie mit einem einfachen Trick vermeiden.

Menschen sind emotional

Menschen handeln nicht rational. Ihre Handlungen sind – bei manchen mehr, bei manchen weniger – von Emotionen beeinflusst. Das merkt man in vielen unterschiedlichen Bereichen.

Wenn eine Mannschaft beim Fussball einen 2:0 Rückstand noch aufholt und zwei Tore schießt, ist dies ein gefühlter Sieg für diese Mannschaft.

Die Mannschaft, die die Führung verspielt hat, fühlt sich als Verlierer.

Dabei ist eines ganz klar: Beide Mannschaften haben Unentschieden gespielt. Das emotionale Denken hat hier das rationale Denken verdrängt.

Wir beide sind nicht emotional an diesem Spiel beteiligt, daher können wir im Moment rational urteilen. Würden wir Fan der ein oder anderen Mannschaft sein und im Stadion sitzen, würde es uns aber mit Sicherheit genauso gehen.

An der Börse gilt dies genauso. Wir Menschen denken und handeln oft irrational.

Wir verkaufen nicht, um uns die Verluste nicht eingestehen zu müssen. Wir lassen unsere Gewinne nicht laufen und verkaufen unsere besten Aktien, um auf jeden Fall im Gewinn abzuschließen. Wir fürchten unsere eigenen Emotionen.

Doch eine um 10% gestiegene Aktie gleicht eine um 30% gesunkene Aktie nicht aus. Daher müssen wir unabhängig von unserem Kaufpreis urteilen, um beide Aktien gleichermaßen rational bewerten zu können.

Unterschiedliche Maßstäbe = schlechte Ergebnisse

Das Problem wird schnell deutlich: Wir beurteilen die Situationen mit unterschiedlichen Maßstäben aufgrund unserer Emotionen.

Hinterfrage dich ehrlich, wie gut du mit deinen Emotionen umgehen kannst.

Wie schwer fällt es dir, eine Fehleinschätzung zuzugeben und eine Aktie mit Verlust zu verkaufen? Wie schnell verkaufst du Aktien, wenn du siehst, dass sie im Kurs gestiegen sind?

Die Psychologie an der Börse spielt eine unglaublich große Rolle, sei dir dessen immer bewusst. Wir werden immer wieder mit unseren Emotionen konfrontiert.

Die Kunst ist es dann, diese im Griff zu haben und Fehlhandlungen zu vermeiden. Wir müssen erkennen, dass wir eventuell ein Opfer unserer Emotionen werden und dementsprechend handeln.

Vergiss sie einfach

Um dem vorzubeugen, sage ich:

Vergiss deine Kaufkurse.

Vergessen wird immer mit etwas Negativem assoziiert. Hier musst du das aber ausblenden. Glaub mir. Ignoriere deine Kaufkurse und fange an, rational zu entscheiden. Deine Kaufkurse sind egal, völlig irrelevant.

Es ist unwichtig, zu welchem Kurs du die Aktie gekauft hast, da du nun diese Aktie besitzt und sich der Kurs völlig unabhängig von deinem Kaufkurs entwickelt.

Dies ist eine völlig nichtssagende Information, die du beim Halten oder Verkaufen deiner Aktie außer Acht lassen sollst. Sie verleitet dich lediglich zu Aktionen, die nichts mit dem eigentlichen Wert der Aktie zu tun haben.

Um die Kaufkurse nicht ganz runterzuspielen sei gesagt, dass Kaufkurse natürlich essentiell sind, um im Nachhinein deine Ergebnisse zu reflektieren.

Welche Aktien waren ein guter Kauf, welche haben sich eher als Fehlinvestition herausgestellt? Dies ist ein wichtiger Teil eines Aktionärs und daher muss man dort natürlich auch seine Einstiegspreise kennen. Sonst aber nicht.

Beispiel aus der technischen Analyse

Die technische Analyse ist sehr umstritten und wird zumeist als sehr spekulativ abgetan. Vor allem bei sehr kurzfristig ausgelegten Investments wird diese oft verwendet um geringste Kursschwankungen auszunutzen.

Im Wesentlichen wird dabei nur der Kursverlauf einer Aktie analysiert. Es werden Unterstützungslinien und bestimmte Formen erkannt und auf dieser Grundlage gehandelt. Es besteht also kein Zusammenhang zu realwirtschaftlichen Faktoren.

Auch wenn die technische Analyse oft als Spielerei abgetan wird, offenbart sie meiner Meinung nach doch interessante psychologische Aspekte.

Beispiel: Kaufen also beispielsweise viele Investoren zu einem Kurs von 50€ eine bestimmte Aktie, wird dort höchstwahrscheinliche eine sogenannte Unterstützungslinie verlaufen.
Befindet sich der Kurs bei 53€ und beginnt zu fallen, ist es sehr wahrscheinlich, dass ab einem Kurs von 50€ viele Menschen ihre Aktien abstoßen werden.

Sie alle sind ihrem eigenen Kaufkurs zum Opfer gefallen.

Auf vielen Internetseiten kann man das Handelsvolumen, also die Anzahl an Aktienkäufen und -verkäufen einsehen. Dadurch werden solche Unterstützungslinien erkennbar und wir können sie für unser Investment im Hinterkopf behalten.

Umsetzung in die Praxis

Leg ein für dich vernünftiges Intervall fest, in welchem du deine Investitionen regelmäßig überprüfst. Lass dabei, wie erwähnt, die Kaufkurse vollkommen unbeachtet.

Schau dir den momentanen Kurs an und beurteile die Aktie erneut, wie du es schon beim Kauf getan hast.

Würdest du die Aktie noch zu diesem Preis kaufen wollen? Oder ist die Aktie mittlerweile völlig überteuert?

Haben sich doch negative Aspekte beim Unternehmen offenbart, welche die Aktie nun in deinen Augen viel zu unkalkulierbar macht?

Durchlauf erneut die Analyse der Aktie und betrachte unabhängig vom Kaufkurs den momentanen Preis der Aktie. Dann weit du, ob sich die Investition für dich weiterhin lohnt oder ob du verkaufen solltest.

Fazit

Ich habe in diesem Artikel einige psychologische Fallstricke erwähnt – die Kaufkurse lösen viele davon aus. Daher ist es in der Praxis unerlässlich, diese auszublenden.

Es ist selbstverständlich immer reizvoll, zu sehen, ob sich die Aktien im Plus oder im Minus befinden. Das kann ich komplett verstehen. Jeder hat die Hoffnung bei negativem Kursverlauf: „Hauptsache wieder den Kaufpreis erreichen, sodass ich ohne Minus abschließe!“

Also wird die Aktie so lange gehalten, bis sie fällt und fällt. Die Hoffnung hat die Aktie im Depot gehalten.

Hoffnung ist an der Börse ein sehr schlechter Berater.

Ein früher Schlussstrich ist nämlich oftmals besser als ein später.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen und du wirst mit diesen Tipps positiven Nutzen aus deinen Börseninvestments ziehen. Davon bin ich überzeugt.

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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  • „Es ist unwichtig, zu welchem Kurs du die Aktie gekauft hast, da du nun diese Aktie besitzt und sich der Kurs völlig unabhängig von deinem Kaufkurs entwickelt.“

    Das ist Unsinn…

    Einfach mal den Nikkei anschauen…

    • Hi Alex,

      Nach deiner Argumentation hättest du nicht nur den Nikkei, sondern jedes x-beliebige Wertpapier nennen können, dessen Kurs mal höher stand als heute.

      Dass ein Gewinn entsteht, wenn man zu einem höheren Kurs verkauft, als man gekauft hat, gehört zum 1×1 eines jeden Anlegers. Das erwähne ich ja auch in diesem Artikel: Der Kurs ist die entscheidende Zahl, die über Gewinn oder Verlust entscheidet.

      Aber – und genau das sagt der von dir zitierte Satz aus: Den Markt interessiert dein Kaufkurs nicht. Ob eine Aktie gut oder schlecht ist wird zu 100% unabhängig von deinem persönlichen Kaufkurs entschieden. Die meisten Anleger beziehen aber ganz zentral bei der Beurteilung einer Aktie den eigenen Kaufkurs mit ein.

      Genau deshalb ist der zitierte Satz kein Unsinn: Es ist unwichtig, zu welchem Kurs du die Aktie gekauft hast. In beiden Fällen hast du die gleiche Aktie, den gleichen Unternehmensanteil – ob du diesen nun für 50€ oder für 60€ gekauft hast. Der Unterschied entsteht später beim Gewinn bzw. der Rendite, aber nicht bei der Beurteilung einer Aktie oder eines Wertpapiers.

      Ich hoffe, dass das Ganze noch klarer geworden ist.

      Beste Grüße,
      Jannes

    • Hi Alex,

      Genau, das Beispiel des Nikkei ist mir durchaus bekannt und habe ich auch schon auf meinem Blog erwähnt. Alles weitere zu diesem Thema steht in meinem anderen Kommentar.

      Beste Grüße,
      Jannes

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