Der Staatsfonds aus Norwegen ist der größte Fonds der Welt. Und er macht jeden Norwegen rechnerisch sehr wohlhabend.
Wie hat der Staatsfonds Norwegen so reich gemacht? Warum legt Norwegen überhaupt einen Fonds auf und wie investiert dieser?
Wir schauen uns an, was den größten Fonds der Welt kennzeichnet und warum sich andere Länder und auch Privatanleger eine Scheibe von den Norwegern abschneiden können - mit einer bestimmten Ausnahme.
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Staatsfonds Norwegen: Die Fakten
Der Staatsfonds aus Norwegen entstand 2006 aus einer Fusion zweier bestehender Fonds. Die beiden zugrundeliegenden Fonds bestanden schon seit 1967 bzw. 1990.
Norwegen bezieht einen großen Teil seiner Einnahmen aus dem Export von Öl. Dabei sind die Ölreserven endlich, weshalb sich die Norweger über ihre Zukunft Gedanken machen.
Daher hauen sie die staatlichen Einnahmen aus dem Ölverkauf nicht auf den Kopf, sondern legen diese langfristig orientiert an, um vorzusorgen.
Am 19. September 2017 hat der Staatsfonds eine magische Grenze erreicht: Eine Größe von einer Billion US-Dollar (das sind 1.000 Milliarden). Das entspricht - je nach Wechselkurs - ca. 865 Mrd. Euro.
Mit dieser Summe könnte Deutschland ca. 2/3 seiner Schulden auf einen Schlag tilgen.
Norwegen ist mit ca. 5 Millionen Einwohnern ein vergleichsweise kleines Land. Rechnerisch stecken also je Einwohner ca. 200.000 US-Dollar in diesem Fonds.
Der Fonds hat seit Bestehen eine Rendite von ca. 6% pro Jahr bzw. 4,1% p.a. nach Abzug der Kosten und der Inflation erreicht.
Anders gesprochen: Die reale Kaufkraft des Staatsfonds ist jedes Jahr durchschnittlich um 4% gewachsen.
Das entspricht einem jährlichen Gewinn von durchschnittlich ca. 10.000 Euro pro Einwohner.
Damit einhergehend kann der Staat pro Jahr bis zu 4% des Kapitals für gesellschaftliche Zwecke aus diesem Fonds ziehen.
Nun ist natürlich die spannende Frage: Was steckt in diesem Fonds? Wie verwaltet ein Staat eine so große Summe an Geldern?
So investiert der norwegische Staatsfonds
Wenn wir aus deutscher Perspektive auf Anlagemöglichkeiten schauen, dann werden uns als erstes Staatsanleihen in den Sinn kommen.
Die Bürger würden vermutlich aus allen Wolken fallen, wenn der Staat das Geld "mit hochriskanten Aktienspekulationen verzockt!!!111".
Wie legt aber der Norwegische Staatsfonds an, der mit realen Renditen von 4% pro Jahr die deutsche Pensionskasse deutlich in den Schatten stellt?
Der Fonds legt 65,9% in Aktien an.
Ja, tatsächlich. Über die Hälfte des Fonds steckt in Aktien, also in Unternehmensbeteiligungen.
Weitere 31,6% stecken in Anleihen und die restlichen 2,5% in Immobilien.
Dabei erstrecken sich die investierten Regionen folgendermaßen:
Europa: 36%
Nordamerika: 42%
Asien und Pazifik: 18%
Rest der Welt: 4%
Damit gehören dem Staatsfonds ca. 2,33% der gesamten Marktkapitalisierung Europas, womit Norwegen der größte Aktionär in Europa ist.
Auch deutsche Unternehmen wie Daimler, Deutsche Bank, Adidas oder Allianz sind zu je 1,8% bis 2,42% in norwegischer Hand.
Gleichzeitig wendet der Staatsfonds ethische Aspekte bei der Investmentauswahl an:
So landen keine Unternehmen im Fonds, die...
- Massenvernichtungswaffen oder generell Waffen herstellen
- Tabak verkaufen
- die Umwelt verschmutzen (bspw. Kohle- und Palmöl-Produzenten)
- gegen Menschen- und Arbeitnehmerrechte verstoßen
Durch diese Ausschlusskriterien wurden u.a. Boeing, Airbus und Walmart aus dem Fonds geworfen.
Einige dieser Kriterien haben dem Fonds leicht geschadet, andere haben ihn profitieren lassen. Aber insgesamt hat dies eine starke Signalwirkung auf andere Unternehmen, die es sich nicht mit dem größten Fonds der Welt verscherzen wollen.
Die Schattenseite des Reichtums
Bei einem solchen Vermögen werden die meisten Nationen neidisch. Aber auch dieser Fonds führt paradoxerweise zu einem Problem:
Die Norweger werden faul.
Einige Ökonomen befürchten, dass sie sich auf ihrem Wohlstand ausruhen.
So arbeiten die Norweger im Vergleich zu anderen entwickelten Nationen am wenigsten. Gleichzeitig sind die Löhne im Vergleich zu Deutschland ca. 40% höher.
Diese hohen Löhne führen dazu, dass Norwegens Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zur internationalen Konkurrenz stark leidet.
Die Arbeitslosenquote liegt nur bei ca. 3%. Die Beschäftigungsquote liegt allerdings nur bei ca. 61%, was zeitweise sogar unter dem Niveau Griechenlands lag.
Der große Reichtum sorgt für eine gefährliche Sorglosigkeit: Um die finanzielle Zukunft hat sich bisher immer der Staat gekümmert.
Basierend auf Zahlen der OECD sind ca. 30% der Privathaushalte in Norwegen hochverschuldet. Der europäische Durchschnitt liegt bei ca. 9,5%.
Das deutsche Rentensystem steht für zukünftige Generationen auf wackeligen Beinen. Das hat immerhin ein gutes: Die Menschen merken, dass sie sich selbst um ihre finanzielle Zukunft kümmern müssen.
Der Norwegische Staatsfonds: Ein Vorbild für Deutschland?
Was können wir als Anleger und Deutschland als ganzes aus diesem Konzept lernen?
Während die Politiker in Berlin sich regelmäßig Gedanken machen, wie sie die Milliarden in Zeiten hoher Einnnahmenüberschüsse verteilen, wäre eine zukunftsgerichtete Investition eine Überlegung wert.
Die Gesellschaft in Deutschland wird voraussichtlich immer älter werden, das Rentensystem dadurch immer schwieriger zu finanzieren. Die Belastung für zukünftige Generationen wird immer größer.
Warum nicht also ebenfalls einen Staatsfonds auflegen?
Klar, auch Investitionen in die reale Wirtschaft sind wichtig. Allerdings sind die Auftragsbücher Anfang 2018 ohnehin schon prall gefüllt, selbst wenn man die Infrastruktur verbessern wollen würde.
Dabei wäre es eine Chance Mut zur Aktie zu beweisen: Sogar der größte Fonds der Welt, der staatliche Gelder transparent und nachhaltig anlegt, hat den Großteil seines Geldes in Aktien investiert.
Dadurch könnte der Staat ebenfalls davon profitieren, ohne Unternehmen verstaatlichen zu müssen (und womöglich ineffizienter zu führen) oder dort einzugreifen.
Das kannst du daraus lernen
Der Mut zur Aktie wird belohnt und sollte auch den skeptischsten Privatanlegern zeigen, dass Aktien kein Teufelszeug sind, sondern ein essentieller Bestandteil einer guten Geldanlage.
Auch bei den Norwegern läuft nicht alles rund. Trotzdem liefern sie mit ihrem Staatsfonds ein Vorbild für zukunftsgerichtetes und nachhaltiges Wirtschaften.
Die Norwegische Bank beschreiben ihren Fonds so:
"Wir arbeiten um den Wohlstand der zukünftigen Generationen zu schützen und aufzubauen."
Deutschland hat dummerweise staatliche Unternehmen wie Bahn und
Post privatisiert, an wen auch immer für einen Aüppel und ein Ei
abgegeben,deren Gewinne in einen Fond hätten fließen können,
außerdem denken die unverantwortlichen Politiker: „Wenn alle Welt
Schulden macht, voran unser Big Brother, dann muss Deutschland
eben mitmachen“.
Die Deutsche Bahn ist zwar eine AG, die aber zu 100% dem deutschen Staat gehört. Insofern ist da kein Gewinn zu holen. Dennoch wäre ein Staatsfond eine sinnvolle Geschichte, denke ich. Man könnte zum Beispiel die Energiewende so finanzieren. Z.B. indem man die Gewinne einer CO2-Steuer direkt in den Fond gibt, um sie dann zum Aufbau regenerativer Energie zu nutzen. So könnte der Fond in Power-To-Gas-, Solar- oder Wind-Kraftwerke investieren.