Du willst die Börse verstehen? Für viele Menschen stellt die Börse ein nicht zu durchschauendes Wirrwarr dar. Jedenfalls für die meisten, die diesen Artikel nicht lesen.
Überall liest man nur Fachchinesisch, Zahlen bis zum geht nicht mehr und viele verschiedene Finanzprodukte. Wenig verwunderlich, dass dort viel Verwirrung herrscht und dies die meisten abschreckt.
Glückwunsch an alle diejenigen, die sich nicht haben abschrecken lassen und die Börse hier nun verstehen wollen – es ist nämlich gar nicht so schwer. Ich zeig’s dir.
Börse verstehen: Was ist die Börse?
Die Börse ist ein Markt. Doch es werden nicht normale Güter gehandelt, sondern alle möglichen Arten von Wertpapieren, Schuldscheinen, Waren (z.B. Nahrungsmittel) bzw. von diesen Gütern abgeleitete Produkte.
Es gibt unzählige Produkte, welche in sich auch weiter differenziert werden. Diese Produkte werde ich ausführlicher in kommenden Artikeln beschreiben.
Der Schwerpunkt des Handels konzentriert sich auf den Handel von Aktien. Eine Aktie stellt einen Unternehmensanteil dar und ist die beliebteste Anlageform, welche man an der Börse wahrnehmen kann.
Die Prinzipien der verschiedenen Wertpapiere sind jedoch im Großen und Ganzen die gleichen.
Handelbare Gegenstände an der Börse sind:
- Wertpapiere
- Waren, Produkte und Rohstoffe
- Devisen
- Dienstleistungen
- Derivate
- Elektrischer Strom
- CO2 und andere Emissionen
Wer handelt wo?
Die Börse ist der Platz, an dem Käufer und Verkäufer zusammentreffen. Sie treffen nicht persönlich aufeinander, da der Handel heutzutage nahezu komplett über das Internet abgewickelt wird.
Das typische Bild der Börsenmakler vor ca. sechs PC-Monitoren hat in den heutigen Zeiten primär einen symbolischen Stellenwert. 😉
In Deutschland gibt es einige verschiedene Börsenplätze, welche sich durch das Volumen der gehandelten Finanzprodukte sowie die Gebührenfestlegung unterscheiden.
Das elektronische Handelssystem dazu heißt Xetra (Exchange Electronic Trading), welches für Anfänger in der Regel die beste Anlaufstelle als Handelsplatz darstellt.
Die Kosten des Handelns
Nichtsdestotrotz werden die Kauf- bzw. Verkaufsaufträge (engl.: order) von den Maklern oder auch Brokern ausgeführt, wofür immer eine Gebühr fällig wird. Diese wird meistens in Form eines kleinen Prozentbetrags des Auftragsvolumens bemessen.
Rechenbeispiel (comdirect): Das Orderentgelt beträgt mindestens 9,90€, maximal 59,90€. Für jede Order (=Auftrag) fällt ein Grundentgelt von 4,90€ sowie eine Orderprovision von 0,25% an.
Bei einer Investition von 2.500€ beträgt die Gebühr also 4,90€ + 6,25€ = 11,15€.
Es ist wichtig, deine Gebühren zu kennen. Denn wenn du 1% Gebühr bezahlst und deine Kurse um 0,5% steigen, hast du trotzdem ein Verlustgeschäft gemacht.
Im obigen Beispiel beträgt unsere effektive Gebühr 0,45% (11,15€ / 2.500€). Der Rechenweg lautet immer: Gebühr geteilt durch Investitionssumme.
Vergiss nicht, dass beim Verkaufen erneut eine Gebühr anfällt! Die Höhe der Gebühr hängt dann von der Höhe des Aktienkurses ab.
Wenn du zu dem gleichen Kurs verkaufst, zu dem du im obigen Beispiel gekauft hast, beträgt die insgesamt gezahlte Gebühr (als Richtlinie) also das Doppelte: 22,30€ bzw. 0,90%. Darin sind dann sowohl die Kauf- als auch die Verkaufsgebühr eines Wertpapiers enthalten.
Desto kleiner die Investitionssumme ist, desto größer ist in der Regel der prozentuale Anteil der Gebühr. Daher haben größere Investitionssummen einen finanziellen Vorteil gegenüber kleineren.
Wie du von der Börse profitierst
Die Börse verstehen ist wichtig. Dazu gehört aber auch die Frage, wie du sie in der Praxis nutzen kannst bzw. Anleger sie nutzen.
Jemand, der eine Aktie kauft, spekuliert in der Regel auf einen steigenden Kurs. Es gibt jedoch auch solche Produkte, mit denen man auf einen fallenden Kurs setzen kann („short gehen“; Stichwort: Leerverkäufe). Die klassische und gebräuchlichere Variante ist jedoch erstere.
Käufer von Anleihen haben zwei Optionen um einen Profit zu erwirtschaften. Entweder steigt der Kurs und die Anleihe wird gewinnbringend verkauft oder die Verzinsung der Anleihe wird am Ende der jeweiligen Laufzeit ausgezahlt.
Der Preis berechnet sich generell durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Wenn das Angebot sinkt und die Nachfrage steigt, steigt der Kurs der Aktie.
Beim umgekehrten Fall, also wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, sinkt der Kurs bis sich wieder ein Gleichgewicht einstellt oder durch bestimmte Ereignisse die Nachfrage wieder steigt.
Beispiel: Kaufen wir also eine Aktie bei einem Kurs von 100€ und in der Folge steigt die Nachfrage nach dieser Aktie, wird diese im Kurs steigen und wir befinden uns im Plus, bspw. bei 110€. Diese 10€ Gewinn können wir nun durch einen Verkauf der Aktie realisieren.
Wozu brauchen wir die Börse?
Die Börse führt Ersparnisse mit Investitionswünschen zusammen. Wenn jemand Geld besitzt, dies aber nicht selber investieren möchte, kann er dies von einem anderen wirtschaftlich nutzen lassen und davon profitieren.
Ein Aktionär gilt als Eigenkapitalgeber, als Besitzer einer Anleihe gibt dem Unternehmen Fremdkapital.
Unternehmen nutzen Aktien um sich neues Kapital für Investitionen zu beschaffen. Dies wird nötig, wenn man schneller expandieren möchte als das Unternehmen es aus eigenen Mitteln schaffen würde.
Verändert sich der Aktienkurs, verändert dies nicht das Eigenkapital im Unternehmen. Das Eigenkapital fließt bei der Ausgabe der Aktien in das Unternehmen, danach bleibt das gewonnene Eigenkapital weitestgehend unverändert.
Kritik
Im Laufe der letzten Jahre sind viele Produkte, die an der Börse gehandelt werden, stark kritisiert worden.
Dies hat natürlich einen berechtigten Hintergrund, da diese zu viel Instabilität geführt haben, jedoch ist bei vielen dieser Produkte der Ruf schlechter als die Realität.
Für den konservativen Anleger sollten Aktien, Anleihen und breit gestreute Fonds im Fokus stehen, jedoch kann man auch mit sorgfältig ausgewählten anderen Produkten positive Renditen erzielen.
Der Deutsche Aktienindex (DAX)
Der meistzitierte Aktienindex in Deutschland ist der DAX, welcher die 30 größten deutschen börsennotierte Unternehmen zusammenfasst und daher repräsentativ als Entwicklung der Kurse der deutschen Unternehmen verwendet wird.
Alles über Indizes erfährst du im fünften Teil der Artikelserie.
Handelszeiten
Vielen ist nicht bewusst, dass die Börse auch „Öffnungszeiten“ hat. Dies erscheint altmodisch in Zeiten einer immer mehr digitalisierten Welt, ist aber Realität.
Die Öffnungszeiten unterscheiden sich dabei je nach Börse, bewegen sich in Deutschland aber zwischen 8:00 Uhr und 20:00 Uhr.
Fazit
Ich hoffe, dass ich dir den Aufbau einer Börse im generellen und speziell in Deutschland verständlich näher bringen konnte und du jetzt die Börse verstehen kannst.
Jedes dieser Themen kann man noch viel detaillierter ausführen, als es in diesem grundlegenden Artikel möglich wäre.
Dies wird in anderen Artikeln auf diesem Blog stattfinden und somit wird jeder Punkt mit Hintergrundwissen versehen sein, sodass auch alle Zusammenhänge verständlich werden.
Keine Angst: Du musst kein allwissender Experte werden. Ich werde dir hier lediglich das wesentliche Wissen beibringen. Das Wissen, auf das es wirklich ankommt und welches wir als Grundlage für unsere Investitionen brauchen.
Wenn du die Börse verstehen willst bekommst du hier im kleinen Aktien-Crashkurs weiteres Wissen dazu.
Bildquelle: „Wall Street – New York Stock Exchange“ von Carlos Delgado (bearbeitet), lizensiert unter CC BY-SA 3.0
„Das Orderentgelt beträgt mindestens 9,90€, maximal 59,90€. Für jede Order (=Auftrag) fällt ein Grundentgelt von 4,90€ sowie eine Orderprovision von 0,25% an.
Bei einer Investition von 2.500€ beträgt die Gebühr also 4,90€ + 6,25€ = 11,15€.“
Hallo Jannes,
müssen bei diesem Beispiel 9,90€ nicht dazu gerechnet werden?
Bzw. worin besteht der Unterschied zwischen dem Orderenthelt und dem Grundentgelt bei comdirect?
Hey Dimi,
Das Orderentgelt bezeichnet die komplette Ordergebühr, das Grundentgelt bei der comdirect ist ein Teil des Orderentgelts. Der andere Teil ist die variable Orderprovision.
Also: Orderentgelt = Grundentgelt (fix; hier: 4,90€) + Orderprovision (variabel; hier: 0,25%)
Die 9,90€ stellen nicht das Minimum für Grundentgelt und Orderprovision, sondern für das Orderentgelt (also die gesamte Gebühr) dar. Weil wir in dem Beispiel über 9,90€ bei der gesamten Gebühr liegen, ist dieses Minimum also für uns nicht relevant. Es wäre dann relevant, wenn das Orderentgelt bspw. nur 8€ beträgt und würde dann automatisch auf 9,90€ angehoben werden.
Ich hoffe, dass es dadurch noch etwas klarer geworden ist. 🙂
Beste Grüße,
Jannes