Ein Depot voller Aktien, die alle ihren Wert vervielfachen.
Ein Traum jedes Anlegers. Regelmäßig werben Finanzdienstleister mit solch großartigen Renditen.
Was sind aber die Hürden auf dem Weg zu so einer Rendite? Und warum erreichen nur die wenigsten diese Rendite in der Realität?
Fakt ist: Jedes Depot macht mal Verluste. Jeder Anleger auf der Welt hat Aktien, die mal an Wert verlieren.
Wir hören das nicht gerne. Noch schlimmer als kein Gewinn ist für uns der Verlust unseres Geldes.
Viele Anleger geben sich der Illusion hin, dass sie jede Aktie besser bewerten können als alle anderen Anleger.
Sie glauben, sie hätten eine besondere Strategie, eine Taktik, das richtige Gespür, eine besondere Gabe, die sie von den anderen abhebt. Die sie konstant erfolgreich Aktien finden lässt.
Auch wenn jetzt viele Träume platzen: So etwas ist kaum möglich.
Und selbst wenn es möglich ist: Wie gut wäre deine Rendite dann? Am Ende des Artikels zeige ich dir, wie eine Person, die scheinbar mit einer solchen „Gabe“ gesegnet ist, abschneidet.
Das unliebsame Thema
Ich könnte dir einfach willkürliche Kriterien nahelegen, anhand welcher Kriterien du Aktien aussuchen musst, um immer Erfolg zu haben.
Dann verkaufe ich dir eine besondere Strategie und lehn mich zurück.
Die meisten Finanzdienstleister machen es so. Schließlich wollen sie den Anschein erwecken, dass sie die ultimative Anlagestrategie entwickelt haben, die jegliche Gebühren rechtfertigt.
Aber ich möchte dir ehrlich zeigen, was funktioniert und was nicht funktioniert.
Ich schreibe den Blog, damit du weißt, wie du dein Geld durch Aktien optimal vermehren kannst – nicht um dir Illusionen einzureden, denen deine Depotentwicklung gar nicht gerecht werden kann.
Wir hören nicht gern, was nicht funktioniert. Aber die optimale Geldanlage besteht nicht nur daraus, das Richtige zu tun.
Was viel wichtiger ist: Zu wissen, was du nicht tun darfst – was an der Börse NICHT funktioniert. Und genau deshalb ist dieses Thema umso wichtiger.
„Welche Aktien empfiehlst du?“
Ich bekomme oft folgende Fragen gestellt:
- Welche Aktien hast du in deinem Depot?
- Welche Aktien kannst du mir empfehlen?
- Wie finde ich sicher heraus, welche Aktien steigen werden?
- Wieviel Gewinn erreichst du jedes Jahr?
Diesen Fragen liegen zwei zentrale Annahmen zugrunde.
- Es gibt Personen, die immer an der Börse gewinnen
- Es gibt Personen, die immer die besten Aktien finden.
Die Finanzbranche ist sehr vielfältig. Es gibt viele gute Angebote, aber leider überwiegend unseriöse Dienstleister, die in erster Linie ihre eigenen Finanzen im Blick haben.
Oft wird dort mit aufsehenerregenden Schlagworten um sich geschmissen.
- Softwareentwickler versprechen jedes Jahr Renditen von 20 -30 % durch ein „neuartiges Tool“, das nur einer kleinen Gruppe angeboten wird.
- Börsenzeitschriften zeigen jeden Monat die potentiellen „Kursverdoppler“ und „1000%-Aktien“.
- Experten, Ökonomen und Analysten geben im Fernsehen täglich ihre Einschätzung zu verschiedensten Aktien ab und scheinen immer eine fundierte Meinung zu haben.
Das führt dazu, dass viele Menschen daran glauben, was diese Dienstleister und „Experten“ vorgeben.
Aber wieviel Wahrheit steckt in diesen Versprechen?
Oft gibt es nur zwei Ansichten:
Zum einen die eben erwähnten Finanzdienstleister, die dir hohe Renditen versprechen, damit du ihnen dafür Geld bezahlst.
Sie wollen dich glauben lassen, dass du schon bald in Geld schwimmen wirst.
Zum anderen den Teil der Gesellschaft, der Aktien verteufelt und jegliche Renditechancen mit Aktien kleinredet.
Gehen wir also dem Wunsch nach den ultimativen Gewinner-Aktien objektiv auf den Grund und finden heraus, wieviel Wahrheit in diesen Versprechen steckt.
Die ersten Hürden
Du hast also ein festes Ziel: Du willst gute Aktien finden. Du willst sogar die sehr guten Aktien finden.
Bevor du dich aber auf die Suche nach diesen Aktien begibst, kommen dir als Privatanleger zwei Hürden in die Quere: Die zusätzlichen Kosten und der Zeitaufwand.
Diese müssen zuerst überwunden werden, um in den Genuss unserer hoffentlich besseren Rendite zu kommen.
Dabei sind das schon die Hürden, an denen die meisten Privatanleger scheitern.
Höhere Kosten
Der zentrale Kostenpunkt beim Aktienkauf ist die Ordergebühr. Diese ist meistens eine Grundgebühr plus einen prozentualen Anteil an der Summe, mit der eine Aktie gekauft werden soll.
Dabei gibt es oft eine fixe Gebühr, die mindestens gezahlt werden muss – unabhängig vom Kaufvolumen. Genauso gibt es eine Obergrenze bei der Gebühr.
Das führt dazu, dass die Kosten geringer sind, wenn das ganze Kapital auf einmal investiert wird, statt es auf mehrere Aktien aufzuteilen.
Deshalb ist der Kauf eines einzigen ETF günstiger als der Kauf mehrerer Aktien.
Beispiel: Wir haben ein Kapital von 15.000€. Ich lege die Gebührenberechnung der comdirect zugrunde: 4,90€ Grundgebühr + 0,25% des Ordervolumens. Die Mindestgebühr beträgt 9,90€, die Höchstgebühr 59,90€.
Variante A: Wir kaufen Anteile an einem ETF für 15.000€. Wir zahlen also eine Gebühr von 42,40€ (= 4,90€ + 0,25% von 15.000€).
Variante B: Wir kaufen zehn verschiedene Aktien für je 1.5000€. Unsere Gebühr beträgt pro Aktienkauf also 8,65€, weshalb wir jeweils die Mindestgebühr von 9,90€ zahlen müssen.
Zehn Mal die Gebühr von 9,90€ ergibt eine Gesamtgebühr von 99,90€.
Du siehst: Selbst ohne die Mindestgebühr übersteigen die Gebühren des aufgeteilten Kapitals die Gebühren der Variante A um mehr als das Doppelte.
Dieser Effekt tritt umso stärker auf, je kleiner das Kapital ist:
Bei einem Kapital von 5.000€ würde Variante A Kosten von 17,40€ verursachen, während Variante B noch immer eine Gebühr von 99,90€ verursacht.
Doch bei diesen Kosten wird es nicht bleiben: Da wir aktiv Aktien aussuchen, müssen wir uns auch damit beschäftigen, diese irgendwann wieder zu verkaufen.
Dann kaufen wir wieder andere Aktien, bis wir diese wieder möglichst gewinnbringend verkaufen.
Einen ETF können wir lange halten, da dort keine betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu Grunde liegen. Dort kann sich also wenig ändern.
Unsere ausgewählten Aktien verändern sich jedoch stetig, sodass wir darauf angewiesen sind, aktiv zu handeln.
Somit fallen die eben berechneten Gebühren nicht nur einmal, sondern immer wieder, bei jedem Kauf und jedem Verkauf, an. Das schmälert deine Rendite.
Erst bei einem deutlich größeren Kapital oder einer bei Variante B deutlich besseren Rendite fallen diese Gebühren kaum noch ins Gewicht.
Das aktive Handeln führt jedoch zusätzlich zu der zweiten Hürde.
Höherer Zeitaufwand
Aktives Handeln erfordert viel Zeit.
Du kaufst die ausgewählten Aktien auf einer bestimmten Grundlage. Das können Kennzahlen, Gewinnaussichten, das Management, spezielle Neuigkeiten oder andere Daten sein.
Diese verändern sich jedoch ständig. Auch der Aktienkurs verändert sich ständig.
Um zu gewährleisten, dass unsere Aktien auch wirklich herausragend abschneiden, müssen wir gezwungenermaßen aktiv handeln und die Entwicklung unserer Aktien verfolgen.
Der Zeitaufwand kann sich je nach Anlagephilosophie noch unterscheiden, ist aber in jedem Fall größer als bei einem ETF, der einfach jahrelang gehalten wird.
Unabhängig davon, ob sich dieser zusätzliche Zeitaufwand lohnt:
Hast du diese Zeit? Und hast du überhaupt Lust, diese Zeit mit dem Durchforsten von Aktien zu verbringen?
Bekommen wir unser Gewinner-Depot?
Nehmen wir an, dass diese Hürden keine nennenswerten Probleme für uns Privatanleger darstellen.
Du nimmst sowohl höhere Kosten als auch den höheren Zeitaufwand für dein „Gewinner-Depot“ in Kauf.
Jetzt stellen sich die anfangs erwähnten, alles entscheidenden Fragen: Ist es möglich, dass wir
- konstante Gewinne erzielen?
- nur gute Aktien finden?
Dazu ziehen wir die Besten der Besten als Maßstab heran. Die Personen, die wirklich erfolgreich an der Börse sind – oder es jedenfalls sein sollten.
Was erreichen die Fondsmanager?
Fondsmanager verbringen den ganzen Tag damit nach den besten Aktien zu suchen. Sie werden dafür recht fürstlich entlohnt und es gibt tausende von ihnen.
Umso erstaunlicher sind ihre erreichten Renditen:
Von 1962 – 2004 blieben die US-Fondsmanager in zwei Drittel aller Jahre hinter dem Marktindex zurück.
Sie schafften es gerade einmal, letztendlich die gleiche durchschnittliche Rendite wie der Marktindex S&P 500 zu erwirtschaften.
Nach Abzug der Managementgebühren waren sie sogar im Durchschnitt schlechter.
Auch bei Einbrüchen des Marktes haben sie es nicht geschafft, einen Gewinn zu erzielen. Auch sie haben Geld verloren.
Wir sehen also: Fondsmanager schaffen es weder konstante Gewinne zu erwirtschaften, noch finden sie die besten Aktien.
Ganz im Gegenteil: Sie schaffen es meistens nicht einmal, den Index zu schlagen, der „nur“ den Durchschnitt aller Aktien eines Marktes widergibt.
Schauen wir uns also einmal einen, wenn nicht den erfolgreichsten Investor aller Zeiten an: Warren Buffett.
Wie gut ist Warren Buffett?
Warren Buffetts Investmenthistorie ist sehr gut nachzuverfolgen und verschafft uns ein genaues Bild seiner Renditen.
Diese listet er regelmäßig in seinen Briefen an die Aktionäre auf.
Warren Buffett hat von 1965 bis 2013 eine durchschnittliche jährliche Rendite von über 19% erreicht. Der Vergleichsindex S&P 500 erreichte „nur“ 9,8%.
Doch auch Warren Buffett kann nicht zaubern.
Es gibt viele Jahre in denen auch er deutlich hinter dem Markt zurück bleibt. Die Prozentangaben geben den Unterschied von Buffetts Performance im jeweiligen Jahr zum Marktindex an:
- 1967: -19,9%
- 1974: -15,3%
- 1980: -13,0%
- …
- 2013: -14,2%
Du siehst: Auch Warren Buffett schafft es nicht immer den Markt zu schlagen. Auch er hat keine Geheimformel, die ihn jedes Jahr gewinnen lässt.
Auch wenn es extrem selten ist: Auch Warren Buffett muss Verluste hinnehmen (2001 und 2008), bei denen sein Vermögen gelitten hat.
Einfach so nachmachen?
Warren Buffett hat langfristig eine unfassbar gute Rendite erreicht, die ihn zum Multimilliardär gemacht hat.
Es ist aber sehr umstritten, ob jeder Privatanleger das ebenso schaffen kann.
Viele versuchen den Erfolg nachzumachen, scheitern dabei aber recht früh. Vielleicht hatte Warren Buffett auch einfach jede Menge Glück.
Festzuhalten bleibt aber in jedem Fall: Selbst Warren Buffett macht Verluste. Und selbst Warren Buffett schafft es nicht, immer die besten Aktien auszuwählen.
Kürzlich hat Warren Buffett es erstmalig nicht geschafft, den Markt auf einer 5-Jahres-Basis zu schlagen.
Lass uns also ehrlich festhalten: Es ist für uns Privatanleger sehr schwer bis unmöglich, nur gewinnbringende oder überdurchschnittliche Aktien zu finden.
Wie erfolgreiches Investieren wirklich funktioniert
Die Vorstellung von stetigen Gewinnen ist verlockend. Genauso gerne würden wir auf Verluste verzichten.
Aber wir werden es nicht schaffen.
Viele Anbieter locken mit optimistischen Versprechen. Sie versprechen den schnellen Reichtum an der Börse. Diesen wird es aber so einfach nicht geben.
Es ist möglich an der Börse zu gewinnen und das eingesetzte Geld zu vermehren.
Aber es wird immer Schwankungen geben. Es wird immer wieder Verluste geben.
Nicht einmal die Besten der Besten schaffen es, mit absoluter Kontinuität Erfolg zu haben und Gewinne zu erwirtschaften.
Das sollte uns aber nicht abschrecken. Im Gegenteil: Gerade das sollte uns den Mut geben zu investieren.
Verluste sind völlig normal und kein Grund, warum du der Börse den Rücken kehren sollte.
Gerade kurzfristig sind diese Verluste vorprogrammiert. Erweitern wir unsere Sicht aber auf das Langfristige werden diese Verluste viel unbedeutender.
Zudem können wir eine weitere Erkenntnis daraus ziehen: Es ist nicht möglich, nur die besten oder nur überdurchschnittliche Aktien zu finden.
Deshalb bringt es nichts, auf die erfolgversprechendsten, unseriösen Angebote einzugehen. Genauso wenig wird es klappen, nur die besten Aktien zu finden.
Das kann weder ich, noch Warren Buffett, noch irgendein anderer Anleger auf der Welt.
Der wirklich erfolgreiche Anleger weiß, dass er nicht nur Erfolg haben kann und sorgt entsprechend vor:
Er investiert langfristig und hält ETFs oder mehrere Aktien, statt den Erfolg von wenigen Aktien und dem Zufall abhängig zu machen.