Wie beeinflussen Kriege, Krisen und Konflikte dein Investment?

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

12. Juni 2017

Du hast Angst. Angst davor, dass du dein Geld verlierst.

Du willst voraussehen, wann die Kurse an der Börse einbrechen, um dein Geld rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

Bei jeder Krise entflammt diese Angst aufs Neue. Überall sind Konflikte und jeder einzelne birgt das Potential, die Kurse fallen zu lassen.

Was steckt hinter dieser Angst? Und vor allem: Ist diese Angst berechtigt? Ich habe interessante Beispiele, die diese Frage klären – die du so mit Sicherheit nicht erwartest.

Hinweis: Wenn du zu diesem Thema lieber ein Video sehen willst: Kein Problem. Hier ist dein Video (YouTube).

Der ängstliche Anleger

Jeder Konflikt lässt den Anleger vorsichtig werden.

Wir hören im Fernsehen, lesen in Zeitungen und im Internet von den jüngsten Börsenentwicklungen. Das klingt in etwa so:

„Aufgrund einer Verschärfung der Situation in der Ukraine fiel der DAX um knapp 200 Punkte.“

„Aufgrund einer Entspannung der Lage in Syrien erholte sich der DAX und stieg um 1,5%.“

Wir bekommen eine Ursache genannt und direkt darauf die Wirkung. Es passierte das und deshalb geschah jenes.

Ziemlich einfach, oder?

Denkste. Später ist es immer einfacher zu sagen, warum die Börse sich so entwickelt hat, wie sie sich entwickelte.

Aber nicht einmal im Nachhinein ist das so einfach. Denn wer sagt, dass es auch wirklich stimmt?

Stell dir folgendes vor: Es findet ein Tauziehen statt. 10 Männer stehen auf der einen Seite, ihnen gegenüber 10 andere.

Der Schiedsrichter steht zwischen den beiden Mannschaften, die das Tau in der Hand halten. Er brüllt „Los“ und alle 20 Männer ziehen was das Zeug hält, um die jeweils andere Mannschaft über die vorgegebene Linie zu ziehen.

Letztendlich setzt sich eine Mannschaft durch. Der Schiedsrichter geht zu dem 7. Mann des Gewinnerteams und verkündet lauthals:

„Dieser Mann hat heute ganz allein diesen Sieg errungen!“Hä? Es waren doch 10 Männer, die alle gezogen haben?

Den einen Grund gibt es nicht

Richtig! Es ist völlig klar, dass nicht der Mann alleine gewonnen hat. Aber genau das vergessen wir, wenn es um die Entwicklung an der Börse geht.

Es geschehen unzählige Dinge auf der Welt. Viele positive Dinge, viele negative Dinge. Jedes einzelne beeinflusst die Börse in irgendeiner Form.

Tausende Dinge ziehen die Kurse in die eine Richtung, tausende in die andere.

Sobald die Aktienkurse steigen, suchen wir uns ein einziges der positiven Dinge und sagen: Deshalb sind die Kurse gestiegen – ist doch klar.

Wären die Kurse am gleichen Tag gefallen, hätten wir uns eines der negativen Dinge herausgepickt und es wäre genau so „klar“ gewesen.

Wir möchten unsere Welt erklären können. Wir wollen den Grund wissen, warum die Kurse steigen oder fallen. Genau deshalb wird uns immer ein Grund geliefert. Dann sind wir zufrieden.

Dabei muss der Grund gar nicht der Wahrheit entsprechen. Es muss ihn nicht mal geben.

Die Hauptsache ist, dass wir irgendeinen Grund haben und im Glauben bleiben, die Börse vollständig erklären zu können. Dann sind wir glücklich – unsere Geldanlage aber nicht.

Konflikte gibt es immer

Wir leben in einer schnellen und turbulenten Welt. Wir bekommen sofort mit, wenn irgendwo Morde stattfinden, sich ein Unfall ereignet, Kriege gefochten werden oder politische und wirtschaftliche Konflikte entstehen.

Das alles gab es aber schon immer. Trotzdem denken wir immer, dass es momentan besonders schlimm ist. Das liegt schlichtweg daran, dass wir alles sofort mitbekommen.

Wir nehmen die Situationen viel drastischer wahr, als sie tatsächlich sind.

Unsere Wahrnehmung ist Schuld

Ein Beispiel ist unsere übertriebene Angst vor Haien. Pro Jahr sterben durchschnittlich vier Menschen an den Folgen eines Haiangriffs – weltweit! Durch die Medien (und schlechte Horrorfilme) denken wir, dass Todesfälle durch Haie eine riesige Gefahr für uns darstellen.

Ähnliches findet mit der Börse statt. Unrelevante Dinge werden uns so lange ins Bewusstsein geprügelt, bis wir sie für wichtig halten. Das Ergebnis ist eine weitgehend zurückgebliebene finanzielle Bildung.

Seit die Menschheit existiert gibt es Krieg auf dieser Erde. Genauso lange gibt es alle möglichen Konflikte.

Seit man von Politik sprechen kann, bekriegen sich Politiker. Seit man von einer Wirtschaft sprechen kann, gibt es Aufschwünge und Wirtschaftskrisen.

Das alles ist völlig normal. Und trotzdem zittern die meisten Anleger jedes Mal aufs Neue wie Uli Hoeneß vor der Steuernachzahlung.

Wir ziehen unser Geld aus Aktien, weil wir fürchten, dass genau dieser Konflikt den Börsencrash auslöst. Oder wir legen unser Geld aus Angst erst gar nicht an.

Die momentane Situation

Auch in der heutigen Zeit gibt es viele Konflikte, die wir nicht richtig einschätzen können.

Die Lage in der Ukraine ist sehr undurchsichtig und wechselt Tag für Tag. Wir drohen Russland mit Sanktionen und umgekehrt, weshalb wir wirtschaftliche Einbußen fürchten.

Manche Medien berichten von einem neuen Kalten Krieg.

Im Nahen Osten herrscht überwiegend Krieg. Krieg zwischen Ländern und auch Bürgerkriege. Wir fürchten, dass wichtige Rohstoffe, vor allem Öl, knapper werden.

Die Westmächte wissen nicht genau, wie sie reagieren sollen.

Die Inflationsrate ist sehr niedrig und kurbelt die Wirtschaft noch nicht wie gewünscht an.

Diese und weitere Probleme beschäftigen uns heutzutage. Jedes dieser Probleme birgt die Gefahr einer Eskalation und eines Börsencrashs.

Natürlich kann auch ich nicht wissen, was aus diesen Konflikten wird. Niemand kann das vorhersagen. Wir haben also keine Gewissheit darüber, was passieren wird.

Also ziehen wir uns zurück.

„Ich möchte erstmal abwarten und gucken, was in der Ukraine passiert.“

„Erstmal schauen, ob die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt.“

Aber ist das wirklich vernünftig? Oder verpassen wir dadurch die steigenden Kurse und steigen wieder ein, wenn alles zu spät ist?

Ein Blick in die Vergangenheit verrät uns mehr.

Vergangene Krisen

Ken Fisher hat in seinem Buch Börsen-Mythen enthüllt für Anleger* eine Liste angelegt. Für jedes Jahr ist die Entwicklung des US-amerikanischen Aktienindex mit den jeweiligen Ereignisse des Jahres zusammengetragen.

Ich habe hier einige Beispiele repräsentativ für dich herausgesucht.

2001:

  • Anschlag auf das World Trade Center am 11. September
  • Afghanistan-Krieg der USA
  • Bombenanschlag der IRA auf die BBC
  • Rendite: -16,82%

Jeder Zweifler und Skeptiker fühlt sich also bestätigt. Politische Krisen und kriegerische Konflikte lassen die Börsenkurse einstürzen.

Jedoch habe ich noch einige Gegenbeispiele für dich.

1941:

  • 2. Weltkrieg
  • Angriff auf Pearl Harbor
  • Deutschland marschiert in die UdSSR ein
  • USA erklären Japan, Deutschland und Italien den Krieg
  • Rendite: + 18,74%

1961:

  • Bau der Berliner Mauer
  • Green Berets (US-amerikanische Spezialeinheit) nach Vietnam entsendet
  • Invasion in der Schweinebucht (Kuba) gescheitert
  • Rendite: + 20,78%

1963:

  • Präsident Kennedy ermordet
  • Regierung Südvietnams gestürzt
  • Rendite: +15,38%

2009:

  • Arbeitslosigkeit steigt über zehn Prozent
  • weltweit massive finanzielle Anreize zur Belebung der Wirtschaft
  • Rettung von US-amerikanischen Autoherstellern vor der Insolvenz
  • Rendite: + 29,99%

Trotz all dieser Ereignisse stiegen die Börsenkurse.

Auch vor Kurzem hatten wir enorme Probleme. Beispielsweise musste die USA den kompletten Regierungsapparat wegen Überschuldung für ein paar Tage lahm legen.

Trotzdem hat das den Börsenindexen langfristig keinen Abbruch getan.

Schlussfolgerung

Welches Ereignis wirklich die Börsenkurse bewegt oder nicht ist schwer zu durchschauen. Es ist nahezu unmöglich.

Viel wahrscheinlicher ist, dass es zufällig geschieht. Wir können nicht voraussehen, wie ein Konflikt enden wird. Genauso wenig können wir voraussehen, ob er die Börse zum Einstürzen bringt oder nicht.

Krisen gibt es immer und wird es immer geben. Wer seine Geldanlage danach ausrichtet, wird nie den richtigen Zeitpunkt finden.

Irgendwo steckt immer eine Gefahr. Aber jede Gefahr ist irgendwann Geschichte.

Sei misstrauisch, wenn ein Ereignis in den direkten Zusammenhang mit der Börse gebracht wird.

Erstens: Es ist nur kurzfristig relevant. Zweitens: Im Nachhinein kann man allem einen Grund zuordnen, unabhängig davon ob es stimmt oder nicht.

Aktien werden immer wieder Schwankungen aufweisen, die durch bestimmte Konflikte und Krisen ausgelöst werden. Aber diese Gefahr besteht immer, nicht nur heute.

Deine Geldanlage sollte trotzdem den gewohnten Gang nehmen: Aktien kaufen, Aktien halten.

Weiter auf dem selbstbestimmten Weg zum Reichtum.

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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