Grundlagen des Investierens #3: Was sind Anleihen?

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

12. Juni 2017

Anleihen sind ein sehr weit verbreitetes Anlageprodukt. Der Mythos verspricht durch Anleihen vor allem einen ruhigen Schlaf und Sicherheit.

Anleihen sind ein sehr weit verbreitetes Anlageprodukt. Der Mythos verspricht durch Anleihen vor allem einen ruhigen Schlaf und Sicherheit.

Es gibt einige Unterschiede zu Aktien, von denen wir profitieren können. Diese können ein Depot durchaus sinnvoll ergänzen und absichern.

Deshalb werde ich in diesem Kapitel zeigen, was Anleihen sind und welche Vor- und Nachteile diese bieten – insbesondere im direkten Vergleich zu Aktien.

Was sind Anleihen?

Anleihen (engl. Bonds) sind fest verzinsliche Wertpapiere. Während wir bei Aktien durch Dividenden (Gewinnbeteiligungen) und schwankende Kurse profitieren können, erhalten wir bei dem Kauf einer Anleihe einen Kupon.

Dieser Kupon beinhaltet das Recht auf eine Zinszahlung am Ende der Laufzeit. Der Käufer erhält also sein investiertes Kapital zurück und freut sich über die Zahlung des Kupons, wodurch ein Gewinn entsteht.

Die meisten Anleihen sind Festzinsanleihen. Das heißt, dass der Zinssatz und die Laufzeit der Anleihe konkret festgelegt sind und sich auch nicht mehr verändern.

Beispiel: Eine Anleihe kostet 100€ und bietet uns bei einer Laufzeit von 3 Jahren eine Verzinsung von jährlich 5%. Das bedeutet für uns eine jährliche Zahlung von 5€ sowie die Rückzahlung der investierten 100€ nach 3 Jahren. Wir haben somit letztendlich 115€ nach Ablaufen der Laufzeit.

Es gibt jedoch auch anders strukturierte Anleihen. So wird bei inflationsgesicherte Anleihen der Zinssatz flexibel an die Inflationsrate angepasst. Dadurch soll der Geldentwertung durch die Inflation entgegengewirkt werden.

Eine andere Variante der Anleihen ist die Nullkuponanleihe. Der Name verrät schon die Besonderheit: Es gibt keinen Kupon, also keine Zinszahlung. Der Profit wird ermöglicht, indem der Nennwert der Aktie über dem Kaufpreis liegt.

Beispiel: Eine Nullkuponanleihe hat eine Laufzeit von 8 Jahren, einen Nennwert von 1000€ und einen Ausgabepreis von 800€. Wir können nun profitieren, indem wir nur 800€ bezahlen, am Ende jedoch 1000€ erhalten. Dadurch haben wir einen Gewinn von 200€.

Wer emittiert Anleihen?

Anleihen werden von zahlreichen Organisationen herausgegeben. So können dies öffentlich-rechtliche Akteure wie der Staat sein, oder auch Banken und Unternehmen.

Die Anleihen von Deutschland gelten gemeinhin als „risikolose Anleihen“, weshalb die Staatsanleihen eine der wichtigsten Vergleichsgrößen bei der Geldanlage darstellen.

Es kann durchaus der Fall eintreten, dass Deutschland seine Schulden nicht mehr bedienen kann.  Auch wenn vor dem Hintergrund des großen deutschen Schuldenbergs viele Skeptiker warnen, wird dies jedoch als äußerst unwahrscheinlich erachtet.

Was beeinflusst die Rendite einer Anleihe?

Die Höhe des Zinssatzes der Anleihe wird zentral durch das Ausfallrisiko bestimmt. Ist es also wahrscheinlicher, dass ein Unternehmen das Geld nicht zurückzahlen wird, besitzt diese Anleihe einen höheren Zinssatz. Dadurch wird das höhere Risiko entschädigt.

Alternativ zur Kuponzahlung kann jedoch auch durch Kursschwankungen profitiert werden. Ist die Anleihe im Vergleich zur Marktsituation mittlerweile besser gestellt, wird sie in der Regel besser bewertet sein und daher im Kurs steigen. Dann kann sie vor Ende der Laufzeit verkauft werden.

Beispiel: Wie im vorherigen Beispiel kostet die Anleihe 100€ und bietet eine jährliche Verzinsung von 5%. Nun sinkt der herrschende Zins auf dem Markt, wodurch auch die Banken ihre angebotenen Verzinsungen senken.

Folglich werden neben den Tages- und Festgeldkonten auch die Verzinsungen der neu emittierten Anleihen sinken.

Unsere Anleihe steigt also im Wert, da sie von dem ehemals höheren Marktzins (in der Regel der Leitzins der Notenbanken) profitieren konnte. Folglich wird der Kurs steigen und wir können die Anleihe vorzeitig verkaufen, anstatt bis zum Ende der Laufzeit zu warten.

Anstatt des sinkenden Marktzinses kann auch eine Neuigkeit über eine bessere Lage des Herausgebers der Anleihe den Kurs steigen lassen, da dies in der Regel das Ausfallrisiko der Anleihe senkt.

Genauso kann der Kurs dann jedoch auch fallen, wenn schlechte Neuigkeiten bekannt gegeben werden.

Dies wäre dann bei einem steigenden Marktzinssatz der Fall oder einer unwahrscheinlicheren Rückzahlung der Anleihe. Aber auch wenn der Kurs sinkt, kann die Anleihe zu dem festgelegten Zinssatz am Ende der Laufzeit zurückgezahlt werden. Vorausgesetzt, das Unternehmen ist auch zahlungsfähig.

Ein weiterer Grundsatz, der meistens zutrifft, ist folgender: Desto länger die Laufzeit einer Anleihe ist, desto höher ist die Rendite.

Das liegt daran, dass durch die längere Laufzeit ein höheres Risiko besteht, dass das Unternehmen in dieser Zeit insolvent gehen wird. Und wie wir bereits wissen, wird die Rendite einer Anleihe durch ihr Ausfallrisiko bestimmt.

Aufpassen! Du solltest unbedingt darauf achten, welcher Zinssatz angegeben ist. Der Nominalzinssatz einer Anleihe bezieht sich in der Regel auf 100%. Der reale Zinssatz (Inflation wird dabei nicht berücksichtigt) bezieht sich jedoch auf den aktuellen Kurs der Anleihe, also den Preis, den du zahlen musst.

Ist der Kurs also stark gefallen, bspw. auf 58,60% bei einem nominalen Zinssatz von 8,50%, ist die reale Rendite bei ca. 30,5%. Wir bezahlen also 58,60€ und erhalten auf den Betrag von 100€ eine jährliche Verzinsung von 8,50%. Zudem erhalten wir bei Zahlungsfähigkeit den Betrag von 100€ am Ende der Laufzeit zurück. Dadurch steigt unsere rechnerische Rendite.

Steigt der Kurs einer Anleihe, sinkt die reale Rendite dementsprechend unter den nominalen Zinssatz. Achte also immer darauf, welchen Zinssatz du vor dir hast. Die reale Rendite p. a. (pro Jahr) ist dabei die ausschlaggebende Kennzahl.

Welches Risiko bergen Anleihen?

Als Käufer der Anleihe gewährt man dem Unternehmen einen Kredit. Somit gehört man zu den Fremdkapitalgebern des Unternehmens. Als Inhaber einer Aktie hingegen wird man am Eigenkapital des Unternehmens beteiligt.

Wie bereits erwähnt, richtet sich der Zinssatz nach der Bonität, also der Wahrscheinlichkeit einer Rückzahlung des Kapitals. Desto schlechter die Bonität ist, desto höher ist der Zinssatz.

Sollte nun der Fall eintreten, dass das investierte Geld tatsächlich nicht zurückgezahlt werden kann, gilt der Emittent als insolvent.

In einem solchen Fall ist der Fremdkapitalgeber (wie im Fall einer Anleihe) besser gestellt als der Aktionär. Aus dem im Unternehmen befindlichen Kapital werden die Fremdkapitalgeber vor den Eigenkapitalgebern bedient.

Somit ist zumindest eine Teilrückzahlung des Kapitals wahrscheinlicher, als wenn die Aktie des gleichen Unternehmens gekauft worden wäre.

Soll ich nun Aktien oder Anleihen kaufen?

Auch wenn Aktien für die Geldanlage unverzichtbar sind, haben Anleihen eine Daseinsberechtigung.

„Wer gut essen will, kauft Aktien; wer gut schlafen will, kauft Anleihen.“ – Andre Kostolany

Anleihen dienen in erster Linie der Absicherung des Depots. Durch das geringere Risiko im Vergleich zu Aktien kann also das Risiko gesenkt werden.

Einen weiteren Vorteil bieten Anleihen bei kurzen Haltedauern. Eine Anleihe kann auch kurzfristig Gewinne abwerfen, wohingegen Aktien optimal als langfristiges Anlageinstrument dienen. Doch auch hier kann durch Anleihen eine Streuung des Depots mit  kurz- und langfristigen Instrumenten vorgenommen werden.

Langfristig, ausgehend von den historischen Daten, sind Aktien die bessere Wahl. Selbstverständlich gibt es immer Phasen, in denen die Anleihen die Aktien im Schnitt übertrumpfen. Langfristig haben die Aktien jedoch bessere Renditen vorzuweisen.

Es ist in der momentanen Situation bei einem Leitzins von 0,25% nicht empfehlenswert langfristige Anleihen zu erwerben. Eine Anleihe mit einer Laufzeit von mindestens 10 Jahren wird höchstwahrscheinlich durch eine Erhöhung des Leitzinses abgeschwächt.

In Hochzinsphasen – wenn man diese als solche erkennt – können langfristige Anleihen jedoch attraktiv sein.

Hiersind die momentanen Renditen öffentlicher Anleihen abrufbar.  Die deutschen Staatsanleihen notieren ca. bei 1,60%, der Durchschnitt des Euroraums liegt bei 2,65% (Stand: März 2014).

Eine weitere Hilfe bei der Einschätzung der momentanen Marktsituation bietet die Umlaufrendite. Diese bezeichnet die durchschnittliche Rendite aller im Umlauf befindlichen, inländischen Anleihen erster Bonität (also sehr zuverlässige Anleihenemittenten), vor allem von Staatsanleihen.

Die Umlaufrendite wird in verschiedenen Gruppen dargestellt von der Deutschen Bundesbank, abhängig bspw. von den Restlaufzeiten.

Was der DAX auf dem Aktienmarkt ist, ist die Umlaufrendite auf dem Rentenmarkt (Anleihenmarkt). Heute (Stand: 14.05.2014) liegt die Umlaufrendite bei 1,16%.

Zusätzliches Wissen bekommst du hier im kleinen Aktien-Crashkurs.

 

Bildquelle: „Dog.in.sleep.jpg“ von Eugene0126jp (bearbeitet), lizensiert unter CC BY-SA 3.0

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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