7 Gewohnheiten, die deine finanzielle Zukunft ruinieren

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

20. September 2019

Wir alle haben Glaubenssätze und Denkweisen, nach denen wir unser Leben bewusst und unbewusst ausrichten.

Sie machen uns das Leben leichter. Wir müssen oftmals nicht lange nachdenken, sondern können schnell Entscheidungen treffen, da wir Grundsätze befolgen.

Einige dieser Grundsätze können allerdings sehr schädlich sein.

Deshalb möchte ich dir 7 Gewohnheiten zeigen, die für die meisten Menschen den Standard darstellen, die deine finanzielle Zukunft ruinieren können - ohne, dass du es heute merken würdest.

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#1: Du vertraust dein Geld Fremden an

Wer keine Ahnung von der Geldanlage hat muss sein Geld jemand anderem anvertrauen. Einem Experten. Einem Fremden.

Problem #1: Der Interessenskonflikt

Verdient der Berater sein Geld damit, dass er dir Produkte empfiehlt und dadurch einen Anreiz hat, dir möglichst teure Produkte zu empfehlen?

Problem #2: Die Kompetenzillusion

Ist dein Berater kompetent oder empfiehlt er dir völligen Unsinn? Das kannst du nur beurteilen, wenn du selbst die nötige Finanzbildung hast.

Problem #3: Die falsche Erwartungshaltung

Was erwartest du von einem Experten? Dass er eine Geldanlage findet, die dauerhaft über der Durchschnittsrendite des Marktes liegt? Dass er dir zuverlässige Prognosen über die Zukunft geben kann?

Dann muss ich dich leider enttäuschen. Diese Erwartungen werden in der Realität nicht erfüllt.

#2: Du verlässt dich auf die staatliche Altersvorsorge

Wir haben in Deutschland soziale Sicherungssysteme, die uns vor dem Schlimmsten bewahren.

Dazu gehört auch die staatliche Rente, die uns dazu zwingt regelmäßig Geld fürs Alter zurückzulegen. Aber dieses Fundament wankt.

Durch das umlagefinanzierte Rentensystem zahlen wir heute die Renten der älteren Generation. Das geht gut, solange es ausreichend junge Menschen gibt, die für diese Renten aufkommen.

Unsere demographische Entwicklung zeigt aber in eine andere Richtung: Die Gesellschaft wird immer älter.

Entweder werden also die Renten sinken oder die Belastung für zukünftige Generationen steigen.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass das Armutsrisiko über die Zeit ansteigen wird und bis 2036 bei 20% liegt.

Das bedeutet: Etwa 20% aller Rentner haben dann ein Einkommen, das unter 60% des durchschnittlichen Einkommens in Deutschland liegt.

Es gibt viele Politiker, die die Rente als „sicher“ deklarieren. Klar ist aber, dass Herausforderungen auf das Rentensystem zukommen, die wir heute kaum abschätzen können.

Aber wir können - und müssen - vorsorgen und aufhören, uns blind auf die staatliche Altersvorsorge zu verlassen.

#3: Du hältst dein Geld auf dem Sparbuch für sicher

"Okay, die staatliche Rente ist vielleicht nicht mehr die sicherste. Aber das Sparbuch ist doch immer sicher!"

Wir haben ja schließlich die Einlagensicherung, die bis 100.000€ mein Geld garantiert. Ich kann es heute aufs Konto packen und weiß, dass ich es auch in 5 Jahren noch abheben kann.

Grundsätzlich gibt es nirgendwo Garantien, auch wenn der Staat etwas so benennt. Sollte Europa in eine noch nie dagewesene finanzielle Schieflage geraten könnte auch ein solches Versprechen wanken.

Aber selbst wenn das nicht eintritt, gibt es ein ganz anderes Risiko:

Ja, du kannst auch noch in 5 Jahren dein Geld vom Girokonto oder deinem Sparbuch abheben. Aber was kannst du dir von deinem Geld dann leisten?

Was konntest du dir vor 10 Jahren für 10.000€ leisten? Was konntest du dir dafür vor 5 Jahren leisten? Und was bekommst du heute für dein Geld?

Die Preise steigen im Laufe der Zeit. Das nennen wir Inflation.

Die Europäische Zentralbank peilt eine Inflationsrate von knapp 2% an, historisch liegt diese in Deutschland eher bei 2 - 3% pro Jahr.

Nur zur Verdeutlichung: Wenn die Inflation 2,5% pro Jahr beträgt hat sich das Preisniveau in weniger als 30 Jahren verdoppelt.

Du kannst also ziemlich sicher davon ausgehen, dass dein Geld auf deinem Konto oder deinem Sparbuch entwertet wird.

Und da haben wir keine starken Inflationsraten einkalkuliert, in denen die Inflation auch mal für mehrere Jahre auf 5, 7 oder 10% pro Jahr steigen kann.

Das folgende Bild aus den USA verdeutlicht das Inflationsrisiko. Es zeigt die Kaufkraftentwicklung von Geld, das in den Aktienmarkt (dunkelblau), in 10-jährige Staatsanleihen (violett) und in den US-Dollar (hellblau), also bspw. auf dem Girokonto, angelegt war.

Du siehst: Die Aktienmärkte haben die Kaufkraft über 100 Jahre stark erhöht, Staatsanleihen haben sie leicht erhöht und "sicher" auf dem Girokonto geparktes Geld hat stetig an Wert verloren.

Ist das für dich „Sicherheit“?

#4: Du sparst nicht, weil es sich nicht lohnt

Die Zinsen sind niedrig, die Inflation schreitet voran. Wozu dann noch sparen?

"Bringt doch eh nix. Nur die Finanzelite wird reicher, das ist ja mal wieder klar!!!111"

Ja, das Umfeld für Zins-Sparer ist schwierig. Aber das ist nicht nur heute in der Niedrigzinsphase der Fall.

Tatsächlich ist der Realzins, also die Zinsen abzüglich der Inflation, seit fast 50 Jahren im Durchschnitt negativ. Auch früher schon.

Realzins in Deutschland - Bundesbank und Focus Online

Wenn du auf die Zinsen schaust, musst du auch auf die Inflation schauen. Wenn du 5% Zinsen bekommst, die Inflation aber bei 6% liegt, verlierst du real 1% an Kaufkraft.

Wenn die Zinsen bei 2% liegen, die Inflation bei nur 1%, machst du einen realen Kaufkraftgewinn von 1%.

Bei niedrigeren Zinsen kannst du also ein deutlich besseres Umfeld zum Sparen haben.

Unabhängig davon bleiben Zins-Anlagen schlechte Geldanlagen. Nicht nur, weil sie oftmals unter der Inflation liegen, sondern weil die Inflation dieses ständig im Nacken sitzt.

Du brauchst andere Lösungen. 

Und es gibt andere, deutlich bessere Lösungen. Dafür musst du aber alte Denkmuster, wie das Folgende, über den Haufen werden.

#5: Du möchtest jegliches Risiko bei der Geldanlage vermeiden 

Das Streben nach Sicherheit ist einer der größten Gründe, warum Menschen sich mit schlechten Lösungen zufrieden geben. Vor allem deshalb, weil oft die falschen Risiken betrachtet werden.

Das Sparbuch ist nicht sicher, da das Inflationsrisiko dort voll durchschlägt.

Du musst dich mit anderen Geldanlagen auseinandersetzen.

„Aber das bedeutet doch Risiko? Was ist, wenn meine Aktie pleite geht? Was ist, wenn meine Immobilie im Wert fällt? Was ist, wenn meine Staatsanleihe ausfällt?“

Ganz langsam.

Wenn wir von Risiko sprechen, meinen wir in erster Linie nicht den Komplettverlust des Geldes, sondern Wertschwankungen.

Komplettverluste lassen sich in der Realität nahezu komplett eliminieren. Eines der Kernelemente dabei heißt „Diversifikation“.

Du investierst nicht nur in ein Wertpapier, sondern in mehrere, die möglichst wenig miteinander zu tun haben.

Wenn du die Aktie von Apple kaufst, nimmst du nicht noch Samsung oder Facebook dazu, sondern eher Coca Cola und Volkswagen.

Oder du investierst direkt in den kompletten Aktienmarkt, wodurch dein Geld auf hunderte und tausende Aktienunternehmen gestreut wird.

Und natürlich werden deine Aktienkurse und dein Vermögen schwanken. Aber das ist kein Problem. Im Gegenteil: Wenn sie es nicht tun würden, wäre gar keine Rendite möglich.

Aktien haben sich seit Jahrhunderten bewährt. Alle der reichsten Menschen der Welt investieren in Aktien. Die Aktienmärkte steigen langfristig zu 99,9% - und werden es weiter tun. Und sie liefern einen weitaus besseren Inflationsschutz als das Sparbuch.

#6: Du denkst, dass Geld etwas Schlechtes sei

Viele Menschen haben ein ambivalentes Verhältnis zu Geld.

Einerseits ist Geld angeblich Böse, bringt Leid über die Menschheit und fördert die Gier.

Anderseits habe ich noch nie jemanden kennengelernt, der einen 50€-Schein nicht aufhebt, wenn dieser herrenlos auf der Straße liegt.

Klar ist: Geld ist ein Tausch- und ein Wertaufbewahrungsmittel.

Natürlich können wir auch zu den Anfängen der Menschheit zurückgehen und statt Geld Dienstleistungen und Produkte direkt miteinander tauschen.

Aber was machst du, wenn dein Yoga-Lehrer gerade keine 20kg Brot braucht?

Du brauchst Geld als Tauschmittel, das nicht verderblich, beliebig teilbar und leicht transportierbar ist.

Wenn du Geld - warum auch immer - verteufelst, wirst du es schwer haben, je mehr davon anzuhäufen.

Denkweisen wie „Alle Reichen sind Abzocker“ oder „Man kann nur reich werden, wenn man über Leichen geht“ schaden in erster Linie dem, der solchen Unsinn im Kopf hat.

Genauso wirst du es vermutlich schwer haben, wenn du alle Frauen für saudämlich hältst jemals eine Freundin anzuziehen, die sich mit einem solch geistreichen Gedanken arrangieren kann.

#7: Du investierst nicht in deine finanzielle Bildung

Es ist völlig selbstverständlich Geld auszugeben. Für Klamotten, Essen, Essen gehen, Essen bestellen, Autos, das Abo des Fitnessstudios (das man nie besucht), Urlaube und mehr.

Aber wie viele Menschen investieren Geld und Zeit in ihre finanzielle Bildung?

Wie viele Menschen kennst du, die Bücher, Seminare oder Online-Kurse dazu durchlaufen haben und dafür womöglich sogar viel Geld bezahlt haben?

Wie viel Geld hast du selbst im letzten Jahr in deine finanzielle Bildung investiert?

In den meisten Fällen wird hier mit „0 Euro“ geantwortet.

Weiterbildung ist beruflich völlig normal. Jeder hat verstanden, dass gute Ergebnisse ein Fundament aus Wissen und Know-How benötigen.

Finanzielle Bildung erhalten wir aber nicht in der Schule und in den meisten Fällen auch nicht im Studium. Wir müssen es uns selbst beibringen - oder lassen uns dabei helfen.

Durch Bücher, Seminare, Online-Kurse, Blogs, Podcasts, Videos und mehr.

Wissen steht der Welt heute offen - du musst aber proaktiv darauf zugehen und bereit sein, deine Zeit und dein Geld zu investieren.

Dann kann dir niemand dein Wissen nehmen.

Fazit: So entkommst du dem finanziellen Ruin

Wenn wir all das Geld, das heute auf dem Planeten vorhanden ist, gleichmäßig verteilen, würden vermutlich die Träume vieler linker Ideologen wahr werden.

Aber was würde passieren?

Mit jedem Jahr würde sich die Vermögensaufteilung weiter an die anpassen, die wir vor der Umverteilung beobachten konnten.

Entscheidend dafür sind die Gewohnteiten und Leitsätze, nach denen wir denken und agieren.

Ein Mensch, der nie gelernt hat zu sparen, was die Inflation ist und was eine vernünftige Geldanlage ist, wird nie dauerhaft Vermögen aufbauen können.

Du musst es besser machen. In deine finanzielle Bildung zu investieren und in neuen Wegen denken, wenn du deine finanzielle Zukunft nicht ruinieren möchtest.

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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  • Hallo Jannes,

    ich verfolge deinen Blog jetzt schon länger und lerne viel dazu!

    Ich stehe jedoch gerade vor der Frage, wie ich die VL-Leistungen meines Arbeitsgebers nutzen kann. Würdest du ein VL-FondDepot empfehlen? Da könnte man einen ETF auf MSCI World besparen. Allerdings habe ich den auch schon in meinem regulären Depot! Bausparvertrag kommt nicht in Frage, Banksparplan lohnt sich ja auch nicht wirklich. Wie würdest du mit den VL-Leistungen verfahren? Mein Arbeitgeber gibt 6,60 € dazu, der Rest müsste von mir kommen und das Depot bei ebase kostet ja auch noch Gebühren im Gegensatz zur Comdirect….

    LG Lina

    • Hallo Lina,

      Das freut mich!

      Ich habe mich zwar noch nicht im Detail und allumfänglich mit dem Thema auseinandergesetzt und habe generell eine Skepsis gegenüber Anlageideen, die mit staatlicher Förderung o.Ä. punkten wollen, stehe diesem Vorhaben aber grundsätzlich positiv gegenüber. Ich würde mir an deiner Stelle einmal alle Kosten auflisten, die ich im Zusammenhang damit habe, sowie die Zuschüsse, von denen du profitierst. Ich vermute, dass du dann zum Schluss kommst, dass du unterm Strich davon profitierst. Dabei würde ich, genau wie von dir beschrieben, auf einen möglichst breit gestreuten Index setzen (bspw. den MSCI World). Dass du diesen schon privat im Depot hast sehe ich nicht als Problem.

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Wow, super Artikel. Mit so viel Wahrheit.

    Leider sind viele dieser Gewohnheiten von der staatlichen Seite gewollt. Sonst würde uns ja in der Schule beigebracht werden, wie wir mit Geld umgehen sollten.
    Leider für viele Menschen ein fataler Fehler. Genau wie du es im letzten Punkt sagst, die meisten schalten nach der Schule ab. „Jetzt habe ich genug gelernt. „ usw.

    Dabei fängt das lernen dann erst an!

    Beste Grüße

    Björn

  • Wieder mal klasse geschrieben, wie Gewohnheiten entstehen, wie man sich welche zu- oder ablegen kann. Da muss ich doch gleich mal über meine Gewohnheiten nachdenken.

  • Schöner Artikel. Punkt 7 ist aus meiner Sicht der wichtigste. Damit werden die anderen im Laufe der Zeit automatisch mit abgedeckt.

    Jeder sollte dieses Thema frühzeitig angehen. Insbesondere diejenigen, für die als Angehörige der „Generation Y“ das Thema Altersvorsorge aufgrund des demografischen Wandels besonders wichtig ist.

  • Hi Jannes,
    Ich finde deinen Blog und diesen Artikel klasse. Leider vermisse ich – wie bei den meisten Blogs, Artikeln und Büchern zu diesem Thema -, dass es zunächst mehr als wichtig ist, das vorhandene Vermögen zu sichern. Bei den misten Menschen ist dies wohl die eigene Arbeitskraft mit einem Wert zwischen 1,5 Mio € und 2 Mio €. Was meinst du? Wie soll ansonsten, dass eigene Vermögen weiter aufgebaut werden?

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